Augen.Blick.Raum


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Schloss Klippenstein

Ausstellungen

Zur Einstimmung

Das mit dieser kleinen Ausstellung zu Vermittelnde beginnt mit der Landschaft.
Hier ist damit eine Gegend gemeint, die man beim Aufenthalt in ihr - sei es etwas verweilend oder zügiger durchquerend - in den Blick nimmt. (Auf andere Begriffsdeutungen und den akademischen Streit darum soll hier verzichtet werden.)
Zum da draußen Sichtbaren zählt nicht allein Naturelles, sondern auch das durch menschliche Besiedlung und Bewirtschaftung in die Landschaft Eingebrachte. Unser Empfinden dazu kann dann von sehr schön bis abstoßend häßlich reichen. Und: Zuweilen haben wir recht wenig Information über das ins Auge gefaßte Objekt oder den gerade beobachteten Vorgang. Nicht selten hat der Eine oder Andere auch Probleme mit der räumlichen Orientierung in der Landschaft. Das alles stößt dann Stimmungen und Gedanken an, führt zu einer inneren Bewegtheit. Landschaft selbst scheint zudem an uns vorbei bewegt zu werden, wenn wir - wie oben schon angezeigt - durch sie, in Bahn, Bus oder Auto sitzend, hindurchfahren. Was man dabei an Aus- und Ansichten erwarten kann und wie sich Gesehenes in Bilder und Worte fassen läßt, sei hier anhand von Beispielen aus Vergangenheit und Gegenwart unter dem Sammelbegriff von etwas Kartographischem aufgezeigt.
Ein Blick zurück: Im Holland des 17. Jahrhunderts gab es enge Verbindungen zwischen dem erdkundlichen Kartographieren und der Malerei. Nicht nur Ansichten von Ländereien, sondern auch Landkarten selbst waren Teil von Gemälden. Weiße Flecken wurden dort kunstvoll mit Vermutlichem gefüllt. Erdkundliches Kartographieren war in dieser Epoche besonders auf die Darstellung von Wegstrecken - wie Handelsrouten und militärisch wichtigen Verbindungen - und deren Umfeld ausgerichtet. Auch darauf kommt die Ausstellung mit modernem Bezug zurück.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts allerdings entfernten sich bildende Kunst und erdkundliche Kartographie zunehmend voneinander. Ursachen lagen vor allem in den ständigen Fortschritten des Vermessungswesens und der damit einhergehenden Mathematisierung.
Aber: Nach langer Zeit strikter Trennung kam es 200 Jahre später verstärkt zum bildkünstlerischen Durchstreifen von städtischen und ländlichen Räumen. In diesem Zusammenhang tauchen dann seit den 1990er Jahren bei Ausstellungen auch Überschriften auf wie: „Der kartographische Blick der Kunst“, „Das Kartographische in der Malerei“ oder „Der Künstler als Kartograph“. Das mag den erdkundlich tätigen Kartenmacher zunächst befremden. Ein Alleinvertretungsanspruch ist jedoch kaum haltbar. In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet „charta“ (lateinisch) und dann „carte“ (französisch) schlichterweise ein rechteckiges Blatt (Papier), auf das auch die Hersteller von Post-, Speise-, Eintritts-, Spiel-, Visitenkarten usw. zurückgreifen ...
Andererseits ist darauf hinzuweisen, daß sich die erdkundliche Kartographie bei der Definition ihres Tuns eben nicht allein auf Wissenschaft und Technik, sondern auch auf die Kunst beruft. Es läßt sich nun vielleicht Einigkeit erzielen, daß es also beim Kartographieren generell zu einer Auseinandersetzung mit dem Räumlichen und dessen Veranschaulichung kommt. Die dabei gewählte Größenordnung kann eng auf kleine Örtlichkeiten begrenzt sein, geht aber auch bis rund um den Globus.
Zu dieser Ausstellung nun liefern per Verkehrsmittel zu erfahrende Landschaften den Stoff. Wie uns das der Bildkünstler mit seinem Blick aus dem Zug oder Auto(bus) nahezubringen versucht, wird ebenso gezeigt wie Entwürfe des erdkundlichen Kartographierens zum Landschaftlichen entlang von Verkehrswegen. Eingefügt ist, exemplarisch für die noch recht junge Richtung der Literaturkartographie, eine Streckenskizze samt landschaftlichen Eindrücken August Strindbergs, die er 1886 während seiner Bahnreise quer durch Frankreich in Wort und Bild festhielt.

Wie blicken wir eigentlich auf Ortschaften und Landstriche, wenn wir sie durchfahren? Die unterschiedlichen Sichtweisen dabei hat schon Honoré Daumier 1865 trefflich beobachtet und ins Bild gesetzt.
Bei weitem nicht alles, was an Einzelheiten von Stadt und Land sichtbar wäre, nehmen wir optisch auf. Da gibt es meist auch Übersehenes, Ausgeblendetes oder gar aus dem Gedächtnis Hinzugefügtes. Zu welcher
Ausprägung das jeweils gelangt, das wird von Betrachter zu Betrachter und je nach Situation verschieden sein. Daumier weist darauf hin, indem er uns sowohl den die Landschaft erkundenden als auch den zerstreuten,
gedankenverlorenen Blick aus dem Zugfenster vorführt. Das bei der Fahrt auftretende Phänomen des Vorbeifließens der Dinge draußen begünstigt ein Versinken in die Innenwelt der Gedanken und Gefühle bis hin zum flüchtig-träumerischen Loslassen von Einzelheiten in Feld und Flur.
Dagegen zeugt das konzentrierte und interessierte Hinausschauen für den Moment von großer Neugier, aber auch von Freude am Wiedererkennen von Vertrautem. Diese Sichtweise greift zurück auf verfügbares Hintergrundwissen über das allgemein in Landschaften Vorhandene und Ablaufende sowie Detailinformationen zur gerade inspizierten Gegend. Damit läßt sich wiederum eine Verbindung knüpfen zum erdkundlichen Kartographieren über das rechts und links von Verkehrswegen Befindliche. Es bietet dem so Interessierten eine Handreichung zur Vorab-Sondierung über die zu durchfahrenden Landschaften, hilft während der Passage bei der Orientierung und kann überdies noch im Nachhinein zur Erinnerung beitragen.



Flyer zur Ausstellung
(zum Vergrößern - bitte anklicken)


Impressionen der Ausstellung
(Zum Vergrößern, bitte in/auf die Bilder klicken. Öffnen sich dann im separaten Fenster.)



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